Zehn Jahre nach der Wiedergründung der Grünen Ortsgruppe in Lohra tritt erneut eine vielfältige Liste zu den Wahlen zur Gemeinde-vertretung an. Im Dezember wurde die Liste bei einer Ortsmitgliederversammlung aufgestellt und kann nun bei der Kommunalwahl bis zum 14. März 2021 gewählt werden- seit dem 1. Februar auch per Briefwahl.
Die heterogene Liste mit einem klaren politischen Fundament hat in den letzten beiden Legislaturen die Gemeindepolitik in Lohra ent-scheidend mitgeprägt. Patrick Voyé, Kreisbeigeordneter und Sprecher der Ortsgruppe: „Unsere Positionierung vor Ort ist das Ergebnis basisdemokratischer Prozesse, in die sich alle Mitglieder unserer Gruppe einbringen können. Über die Grundzüge unseres politischen Denkens müssen wir uns aber nicht mehr streiten.“
Anfänglich hätten sie sich über die politischen Grabenkämpfe manch anderer Fraktion gewundert. Durch sachlich-inhaltliche Arbeit haben sie sich inzwischen zum Korrektiv und grünen Gewissen der Gemeinde aufgeschwungen. „Einer unserer Erfolge war, durch die Vergabe der Netzkonzession für das Stromnetz in Lohra an die Stadtwerke Marburg zur Rekommunalisierung der regionalen Energiever-sorgung durch die EAM beigetragen zu haben“, so Voyé, der bis 2016 Ortsvorsteher im Ortsteil Weipoltshausen war.
„Mit dem Einsetzen des zentralen Kindergartenausschusses konnten wir unsere Forderung aus dem Jahre 2013 bereits umsetzen“, sagt der Fraktionsvorsitzende in der Gemeindevertretung, Karl Klefenz, der auch den Vorsitz des Kindergartenausschusses führt. Damals lehnten die Mehrheitsfraktionen den Einsatz eines solchen Ausschusses ab. „Zu dieser Einsicht haben sicherlich auch die Proteste der Bürger*innen beigetragen, als im Jahr 2019 die Kinderbetreuungsbeiträge für die einzelnen Module massiv erhöht werden sollten.“
Nadine Keßler Spitzenkandidatin der Grünen Liste
Spitzenkandidatin der quotierten Wahlliste ist Nadine Keßler. Die 40-jährige Mutter dreier Kinder ist selbstständige Landwirtin mit Schafhaltung. Sie ist gelernte Agrar- und Umweltingenieurin und Vorsitzende des Elternbeirates der Gesamtschule Niederwalgern. „In Kindergärten und Schulen 'begreife' ich mit den Kindern die Umwelt und das Klima mit meinen Tieren. Neben der Erwachsenbildung sind für mich Direktvermarktung und regionale Erzeugung eine Herzensangelegenheit. Ich bin oft auf Märkten oder dem Freilichtmuse-um "Zeiteninsel" in Argenstein anzutreffen. Gerne möchte ich meine Kompetenzen für ein nachhaltigeres Lohra in der Gemeindevertre-tung einbringen.“
Neu in der Fraktion begrüßen konnten die Grünen schon in der vergangenen Legislatur den gebürtigen Altenverser Anlagenführer Herbert Schepp, der aus persönlichen Gründen von der SPD-Fraktion in die Fraktion der Grünen wechselte. Er engagiert sich als Fachbe-rater für Barrierefreiheit und Wohnen des VdK Ortsverbandes Kirchvers. Sein wichtigstes Anliegen ist die Klimawende. Dazu sollen der Windkraft- und Photovoltaikausbau zusammen mit den Bürger*innen in Form von Genossenschaften verwirklicht werden. So bleibt ein Teil der Wertschöpfung vor Ort. Liegenschaften der Gemeinde könnten dazu genutzt werden. „Wir müssen anfangen, unsere Ortsteile mit Radwegen zu verbinden, um allen Bürger*innen die Möglichkeit zu bieten, sich sicher, kostengünstig und umweltfreundlich fortzube-wegen."
Als neues Mitglied bei der Listenaufstellung auf Listenplatz 3 gelandet ist Dunja Lohmann: „Der Anblick unserer vertrockneten Wälder zeigt: der Klimawandel ist bei uns in der Gemeinde angekommen. Das war das Zeichen für mich, für eine klimafreundliche, nachhaltig wirtschaftende und sozial gerechte Politik einzutreten - und dies kommunal vor der eigenen Haustür." Unterstützen möchte sie dabei auch Tamara Lohmann, die 40-jährige Erzieherin: „Mein Schwiegervater Siegfried Brand hat schon vor zehn Jahren die Neugründung der Liste unterstützt. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind momentan vordringliche Themen bei der jüngeren Generation - wo ließen sich diese vor Ort besser verwirklichen als bei Bündnis 90/Die Grünen?"
Wird nicht einfach, die Menschen zu erreichen.
„Es ist uns wichtig, bei allen Vorhaben den Umwelt- und Naturschutz mitzudenken!“, so Jan Klefenz, Vorsitzender des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsausschusses und ehemaliger Ortsvorsteher von Damm. „Für mich ist ein verlässlicher öffentlicher Personennahverkehr beson-ders erstrebenswert“, sagt Charlotte Offermanns. Die 38-jährige hat 2013 ihr Diplom als Pädagogin an der Universität Marburg erlangt und approbiert nun als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. „Das Bedürfnis nach Mobilität ist groß und bringt ein Weiterwach-sen des Autoverkehrs mit sich." Dass alle umweltfreundlich mit Bus und Bahn unterwegs sein können, ist ihr dringliches Anliegen.
„Es wird nicht einfach, die Menschen während der Corona-Pandemie zu erreichen“, so Voyé weiter. „Wir geben uns dennoch große Mühe. Denn nur, wenn wir noch mehr Wähler*innen überzeugen, können wir in den nächsten fünf Jahren das Leben in der Gemeinde intensiver mitgestalten. Zum Glück ist die grüne Partei bestens digital aufgestellt!“